Freifunk in Lüdinghausens Flüchtlingsunterkünften: Ende gut, alles gut?

| 3 Kommentare

Diesen Dienstag fand sie statt, die Sitzung des Ausschusses für soziale Infrastruktur und Familienförderung der Stadt Lüdinghausen, auf der auch die in meinem letzten Artikel besprochene Vorlage der Stadtverwaltung zu der Ausstattung der Flüchtlingsunterkünfte besprochen wurde. Und ich habe es mir nicht nehmen lassen dieser als Zuschauer beizuwohnen. Das Gute vorweg: Die Mitglieder des Ausschusses haben sich fraktionsübergreifend für die schnelle Ausstattung der Unterkünfte mit freiem WLAN ausgesprochen. Die Vernunft hat also gesiegt!



Auch wurde, unter Erwähnung des hier erschienen Blogartikels, der von der Verwaltung präsentierte Vorschlag von den Ausschussmitgliedern hinterfragt. Der Beigeordnete der Stadt, Matthias Kortendieck, versuchte zwar, die bisherige Untätigkeit der Stadt damit zu rechtfertigen, dass man vonseiten der Verwaltung eine möglichst gleiche Ausstattung in allen Unterkünften leisten wolle. Allerdings wurde er hier sowohl von Jöran Kortmann (Grüne) als auch von Volker Höring (CDU) dahingehend aufgeklärt, dass alleine aufgrund der unterschiedlichen Versorgungen der einzelnen Stadtteile mit DSL-Bandbreite oder auch mit Glasfaser, eine qualitativ gleichwertige Versorgung illusorisch sei.
Auch die Kostenaufstellung, die von Kortendieck so begründet wurde, dass in den Unterkünften Router angeschafft, Kabel gezogen und Schutzboxen für die Geräte aufgebaut werden müssten (wer berät in diesen Punkten eigentlich die Verwaltung? – eine Schutzbox um ein WLAN-Gerät hört sich doch erst einmal wegen der Einbußen in Signalstärke eher kontraproduktiv an), konnte die Mitglieder des Ausschusses nicht überzeugen. Kortmann hatte sogar schon bei einem lokalen Unternehmen angefragt, ob sie die Ausstattung aller Unterkünfte mit Freifunk für 7.500€ übernehmen würden und hatte nicht nur eine positive Antwort erhalten, sondern dazu noch erfahren, dass für diese Summe sogar die Wartung für ein Jahr mit inbegriffen wäre.
Auch wurde von Kortmann und Höring darauf verwiesen, dass es sich bei den für Freifunk verwendeten Geräten meist um welche handeln würde, die nur ca. 30€ kosten würden, so dass sich alleine aus diesem Grund keine Schutzboxen rentieren würden. Auch die von der Verwaltung geplante Verkabelung wurde in Frage gestellt. Immerhin benötigen Freifunk-Knoten nicht unbedingt eine Netzwerkverkabelung, da sie sich untereinander über WLAN miteinander verbinden und sich so das Netz einfach vergrößern und an die Gegebenheiten anpassen lässt.
Doch nicht nur die technischen Aspekte waren den Ausschussmitglieder wichtig. So meinte z.B. Dieter Tüns (CDU), dass die Ausstattung der Unterkünfte mit freiem WLAN ein Gebot der Menschlichkeit sei. Ohne diese wären die in den Unterkünften untergebrachten Menschen ohne Kontakt zu Freunden und Verwandten, die unter schwierigen Umständen leben würden.
Der Ausschuss entschied sich daher einstimmig dafür die Flüchtlingsunterkünfte mit freiem WLAN unter Berücksichtigung von Freifunk auszustatten und bis Ende März das Ausschreibungsverfahren abgeschlossen zu haben. Und dies auch ohne die Erhebung einer Nutzungspauschale, die wahrscheinlich mehr Verwaltungskosten verursacht hätte, als wirklich zur Kostendämpfung beigetragen hätte.

Ende gut, alles gut

Die Auswirkungen der Entscheidung des Ausschusses zeigten sich heute direkt. So erhielt ich eine Anfrage von einer Verwaltungsmitarbeiterin, ob ich bereit wäre die Stadt wieder bei dem Aufbau von Freifunk zu unterstützen, was ich natürlich bejaht habe. Auch konnte ich ihr mitteilen, dass in Münster noch einige von TP-Link gespendete Geräte für Flüchtlingsunterkünfte vorhanden sind, die daher kostenfrei genutzt werden können. Hört sich doch erstmal alles prima an.

Ich hoffe, dass den Worten jetzt auch weitere Taten folgen. Die Unterkünfte sind schon viel zu lange ohne Freifunk bzw. Internet. Auch hoffe ich, dass der Ausschuss sowie Stadtrat und Bürgermeister als Dienstherr der Verwaltung den kommenden Prozess eng verfolgen und kontrollieren. Dazu gehört auch, dass der Stadtratsbeschluss vom 24.09.2015 umgesetzt wird, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, Freifunk zu unterstützen und in der Stadt aufzubauen. Hier ist bisher sehr wenig passiert. Dabei wären so viele Dinge, die in anderen Kommunen praktiziert werden, denkbar. So könnte der Förderverein Freie Infrastruktur, der die Serverkosten des Freifunk-Netzes im Münsterland trägt, finanziell unterstützt werden (so wie es die Stadt Münster gerade beschlossen hat). Oder die bereits angeschafften Geräte könnten entweder in städtischen Gebäuden aufgebaut werden oder z.B. vergünstigt an Geschäfts- und Privatleute abgegeben werden, so dass der Innenstadtbereich noch besser mit Freifunk versorgt wird. Lüdinghausen steht hier im Vergleich zu vielen anderen Kleinstädten und sogar zu einer Reihe an Großstätten sehr gut da. Wenn hier die nötige Hartnäckigkeit an den Tag gelegt wird, ist am Ende „auch alles gut“ und die Stadt verspielt nicht unnötig den bisher erarbeiteten Vorteil, sondern baut ihn weiter aus.

Autor: Alexander Kallenbach

Mein Name ist Alexander Kallenbach. Ich schreibe hier auf Scroom über alles mögliche – vor allem aber über IT. Hierbei interessieren mich besonders freie und/oder quelloffene Software sowie deren Entwicklung und Einsatz. Außerdem interessieren mich Auswirkungen von IT auf unser Leben. Hierbei ist die Nutzung von Daten und somit auch Datenschutz ein Themenbereich.

3 Kommentare

  1. Die WN berichtet auch von der Ausschusssitzung und hat wirklich ein sehr tolles Bild für den Artikel gewählt, wie ich finde!

Schreibe einen Kommentar zu Alexander Kallenbach Antworten abbrechen

Pflichtfelder sind mit * markiert.