Der Aufschrei war zu Recht groß, als Twitter letzte Woche den Account des Satire-Magazins Titanic sperrte. Doch was war geschehen? Alles begann mit einer geschmacklosen Pöbelei in Form eines Twitter-Tweets der reaktionären, radikal-erzkonservativen Herzogin von Oldenburg, der AfD-Politikerin Beatrix von Storch. Der Tweet hatte zu einer ganzen Reihe an Anzeigen geführt. Soweit erst einmal nichts ungewöhnliches. Twitter sperrte daraufhin den Account der rechten Politikerin mit dem Verweis auf „Verstoß gegen Regeln über Hass-Inhalte“ für 12 Stunden.
Die Titanic, zweitgrößte Satirezeitschrift Deutschlands, fing daraufhin an im Namen von von Storch zu twittern, um damit einer „verfolgten Kämpferin für Menschenunrechte Asyl“ zu bieten. Twitter fand dies anscheinend nicht lustig und sperrte den Account der Titanic ebenfalls.
Die Befürchtungen der Kritiker, d.h. u.a. von Journalistenverbänden sowie einzelner Journalisten, den Vereinten Nationen, dem wissenschaftlichen Dienst des Bundestages sowie auch der Sozialen Netzwerke, an dem Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) scheinen sich also zu bewahrheiten. Direkt nach der Einführung kommt es zu Fällen von willkürlichen und voreiligen Löschungen von Beiträgen in den sozialen Netzwerken, um möglichen hohen Geldstrafen aus dem Weg zu gehen. Hierbei kann nur von Zensur gesprochen werden, denn alles, was dem aktuellen Mainstream nicht entspricht, könnte ja problematisch sein, wie eben der Beitrag des Satiremagazins. Dass dieses Gesetz eine Gefahr für die Meinungsfreiheit darstellt, haben mittlerweile nicht nur Vertreter der Opposition, sondern sogar schon Mitglieder der bisherigen und bald ja vielleicht auch zukünftigen Bundesregierung verstanden und wollen das Gesetz noch einmal überprüfen. Das NetzDG reiht sich damit ein in eine Reihe ungeeigneter Versuche mit dem Neuland zurecht zu kommen. Leider erfolgt mit diesem Gesetz nicht der erste Angriff auf unsere Grundrechte.
Von der Utopie direkt zur Dystopie?
Die Debatte um das NetzDG und die damit einhergehenden Einschränkungen von grundlegenden Rechten verschleiert allerdings ein weiteres, mindestens ebenso großes Problem: Als das Internet für die Massen nutzbar wurde, kam die Hoffnung auf eine neue Graswurzel-Demokratie auf der Basis des Internets auf. Eine Demokratie, in der die Menschen nicht angewiesen sind auf die Informationen von einigen wenigen Medienkonzernen und betäubt vom Fernsehen, sondern in der sie sich mit Menschen weltweit austauschen können und sich so über Vorgänge und Prozesse informieren können und sich aber auch über das Netz organisieren und verbinden können. Das Aufkommen von Sozialen Netzwerken passte zunächst auch in dieses Bild.
Doch leider kam es anders als erhofft. Unter anderem durch den Netzwerkeffekt kristallisierten sich einige wenige Betreiber Sozialer Netzwerke heraus. Dies sind heute einmal Facebook – mit seinen Netzwerken Facebook, Instagram sowie seinen Messengern WhatsApp und dem Facebook Messenger – sowie Twitter und Google mit seinem Sozialen Netzwerk Google Plus. Wobei Facebook hier eindeutig die meisten Nutzer hat. Für die Nutzer bietet die Fokussierung auf einige wenige Netzwerke zunächst eine ganze Reihe von Vorteilen. Sie können für sich selber oder auch für Organisation ganz einfach Inhalte anbieten und brauchen sich um Darstellung oder Hosting kaum Gedanken machen. Dies führt dazu, dass einige Unternehmen und Organisationen keine eigenen Webseiten mehr bereitstellen, sondern z.B. einfach eine Facebook-Seite erstellen. Als nicht Facebook-Nutzer wird einem immer schnell einer der Nachteile dieses Vorgehens klar: als nicht Facebook-Kunde komme ich nicht an die Inhalte. Allerdings gibt es von diesen Verweigerern ja nicht ganz so viele. Doch auch Kunden dieser Plattformen bekommen nicht unbedingt alle Inhalte und schon gar nicht einfach in einer chronologischen Reihenfolge präsentiert. Die Darstellung der Inhalte wird den Nutzern dabei von dem jeweils eigenen Algorithmus erstellt, der natürlich unter Verschluss steht. Den Nutzern wird dies wenn überhaupt nur bewusst, wenn es wie aktuell Änderungen an diesem gibt. Dass der Algorithmus – und das Sammeln von Daten zur Fütterung desselben – primär das Ziel haben, Geld in die Kassen von Facebook und Co zu spülen, ist für gewinnorientierte Unternehmen selbstverständlich. Umstritten ist, ob und wie stark die Anbieter Sozialer Netzwerke lenkenden Einfluss auf politische Stimmungslagen oder sogar Wahlen nehmen. Was jedoch ebenfalls klar ist, dass mit der erreichten Monopolisierung des Zugangs zu Informationen durch die Fokussierung auf die Sozialen Netzwerke das Gegenteil der erhofften Wirkung des Internets eingetreten ist. Die Hoffnung auf einen Gewinn für die Demokratie hat sich ob der Macht der kommerziellen Sozialen Netzwerke über den politischen Willensbildungsprozess der Bürger zumindest zu Sorgen um die Demokratie gewandelt.
Hoffnung?!
Doch auch diese Sorgen sind nicht neu. Schon früh gab es Bestrebungen, den kommerziellen Netzwerken andere, von der Community betriebene entgegenzusetzen. Auf Diaspora folgten Friendica und GNUSocial. Gemeinsam war diesen Ansätzen jeweils, dass entgegen der zentralen Struktur der kommerziellen Netzwerke eine dezentrale Struktur, ähnlich wie beim Email-System, gewählt wurde. D.h., dass es verschiedene Server gibt, die untereinander kommunizieren und dass ich, wenn ich mit einer Person kommunizieren möchte, nicht nur den Benutzernamen kennen muss, sondern, eben genauso wie bei einer Email, auch den Server bei dem der Nutzer angemeldet ist (Nutzername@Server). Doch leider hatten die genannten Netzwerke noch etwas gemein: trotz einiger Erwähnungen in den Medien schafften sie nicht den Sprung über eine kleine eingeschworene Gemeinschaft hinaus. Dies lag einerseits sicherlich daran, dass die entsprechenden Server relativ schwer aufzusetzen und zu administrieren waren und andererseits auch daran, dass die Netzwerke den Nutzern nicht den gewohnten Komfort baten. So waren wirklich gut funktionierende Apps, die ansehnlich gestaltet waren, Mangelware.
Doch seit 2016 gibt es eine neue Hoffnung: Mastodon.
Eugen Rochko, Informatikstudent aus Jena, brachte im Jahr 2016 Mastodon, ein Twitter-ähnliches Soziales Netzwerk, als freie Software heraus. Und traf anscheinend relativ schnell, auch aufgrund von Änderungen bei Twitter, die die Nutzer verärgerten, den Nerv der Zeit. Im April des letzten Jahres kam es zu einem solchen Nutzeransturm, dass die Neuanmeldungen bei der größten Instanz mastodon.social zwischenzeitlich gesperrt werden mussten. Mittlerweile hat das Fediverse, d.h. das Netzwerk der Mastodon-Instanzen über eine Millionen registrierte Nutzer. Gegenüber den Platzhirschen Facebook und Twitter natürlich immer noch relativ wenig. Aber die Nutzerzahlen steigen weiter.
Auch gibt es diesmal direkt eine ganze Reihe von Apps. Neben vielen anderen für Android Tusky und für IOS (ich werde diesem Thema und der Nutzung einen eigenen Artikel widmen):
Mir gefällt der Ansatz und die Realisierung. So sehr, dass ich eine eigene Instanz aufgesetzt habe, bei der jeder, der sich an die Regeln hält, gerne einen Account erstellen kann: mastodonten.de und Mastodon ausprobieren kann. Um eine andere Instanz aus den weit über tausend aktiven Instanzen auszuwählen, nutzt man am besten instances.social.
Und? Wie sieht es bei euch aus? Wie gefällt euch die Idee eines freien Sozialen Netzwerks? Wie gefällt euch Mastodon? Gibt es Dinge die euch stören? Feedback gerne in die Kommentare oder an meinen Mastodon-Account @scroom@mastodonten.de
16. Januar 2018 um 15:19
Bitte schreibe doch in ganzen Sätzen mit Subjekt, Prädikat und Objekt.
16. Januar 2018 um 17:13
Ein Troll, ein Troll! Oh wie toll!
Wenn es wirklich konstruktive Kritik werden sollte, würde ich mich über konkrete Hinweise freuen. Auch gebe ich gerne Nachhilfe in deutscher Grammatik, so dass auch Sie den verwendeten Satzbau verstehen. Alles, was über Drei-Wort-Sätze hinaus geht, ist ja für einige schwer verständlich. Es wäre mir eine Freude!
16. Januar 2018 um 23:24
Ungeachtet der etwaigen Rechtschreibfehler: erwähne doch auch kurz den Mastodon-client Mastalab, welcher sich über f-droid installieren lässt.
17. Januar 2018 um 0:28
Hallo Jörg,
ist das mit den Rechtschreibfehlern ein Bezug auf den Troll? Oder hast du einen entdeckt?
Zu Mastalab: ich habe ja geschrieben, dass ich noch einen extra Artikel zu Apps und weiteren Tipps zur Benutzung schreiben möchte. Wollte diesen Artikel nicht unnötig aufgeblähen.
Übrigens gibt es Tusky auch über F-Droid:
https://f-droid.org/en/packages/com.keylesspalace.tusky/
MfG
Alexander
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