Tor-Server Betrieb – was sagt der Provider?

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Am Anfang stand einfach nur die Überlegung die freien Tage zwischen den Jahren zu nutzen, um den Server mal wieder etwas aufzuräumen, Backups anzulegen usw. Hierbei kam ich auf die Idee vielleicht doch noch einmal den eigenen Tor-Server in eine Exit-Node umzuwandeln.
Tor-Logo

Exit-Node?

Vielleicht ganz kurz als Erklärung: Das Tor-Netzwerk existiert aus einer Vielzahl von Servern, die zusammen ein Netzwerk ergeben. Das System wird genutzt, um die IP-Adresse der User zu verschleiern. Tor lebt von seinen Nutzern oder besser: von jenen, die einen Server betreiben. Denn umso mehr Server, umso besser die Anonymisierung und umso schneller kann man über Tor surfen. Hierbei funktioniert das System wie folgt: Der User logt sich in das Netzwerk ein, seine Datenpakete werden von nun an über verschiedene Server des Tor-Netzes geleitet. An der Exit-Node verlassen die Pakete das Tor-Netz wieder. Der Tor-Nutzer ist dann unter der IP-Adresse der Exit-Node erreichbar, so dass alle Seiten denken, dies wäre seine reguläre IP. Leider wird Tor jedoch nicht nur von Journalisten, Aktivisten und politisch Verfolgten, sondern auch von Kriminellen genutzt. D.h. dass es sein könnte, dass Strafverfolgungsbehörden z.B. feststellen könnten, dass von der IP Straftaten ausgingen aber sie nicht erkennen können, wer der Straftäter ist. Sie würden sich dementsprechend zunächst an den Betreiber des Exit-Nodes richten. D.h. der Betrieb einer Exit-Node birgt unter Umständen Risiken für den Betreiber, wenn auch nur der Beschlagnahmung des Servers, eine weitere Bestrafung des Betriebes eines Tor-Servers ist mir aus Deutschland nicht bekannt. Um über mögliche Probleme und Gefahren informiert zu sein, war eine Recherche gefragt:

Recherche und unerwartete Ergebnisse

Neben Schreckensmeldungen von beschlagnahmten Servern und andererseits wiederum Beiträgen, die davon sprachen, dass seit langem nichts passiert war, fand ich das Wiki des CCC am hilfreichsten. Hierbei wird unter anderem auch auf eine Seite des Tor-Wikis verwiesen, auf welcher Erfahrungen mit verschiedenen Providern dokumentiert sind. Und was stellte ich fest? Mein Provider, Netcup, ist derjenige, der die meisten Negativ-Einträge unter den deutschen Anbietern hat. So wird mehrfach berichtet, dass Server, nachdem festgestellt wurde, dass Tor auf ihnen läuft, einfach vom Netz genommen wurden und den Inhabern danach krude Rechnungen gesandt wurden. Mein Interesse war weiter geweckt. Ich befeuerte meine Suchmaschine und siehe da: das musste ich wohl übersehen haben: die AGB von Netcup verbieten unter Punkt 5.5 die Nutzung von Tor. Nach kurzem Überlegen schaltete ich daraufhin meinen Tor-Server, auch wenn es kein Exit-Node war, ab.

Was tun?

Einerseits fiel nach dem Abschalten der Entschluss: OK, diesem Provider werde ich in absehbarer Zukunft den Rücken kehren. Die Freiheiten des Netzes einerseits für das eigene Geschäft ausnutzen und es andererseits nicht möglich machen, dass alle Zugriff auf ein freies Netz haben. Dies möchte ich nicht unterstützen. Allerdings fehlt mir bis mindestens Ostern die Zeit einen Wechsel anständig durchzuführen. Der neue Provider sollte Tor auf jeden Fall unterstützen oder zumindest zulassen, sollte seine Server, die in der Bundesrepublik stehen, mit Ökostrom betreiben und mich gleichzeitig nicht in den finanziellen Ruin treiben. Da der Umzug aber nicht sofort vollzogen werden kann, zurück zur Ausgangsüberlegung: einen Tor-Exit-Node betreiben bzw. das Tor-Netzwerk unterstützen.

Möglichkeiten

Sicherlich wäre es einerseits interessant über den Betrieb eines Tor-Servers einen möglichen neuen Provider zu testen. Am ehesten treffen die oben genannten Kriterien anscheinend bis jetzt auf Keyweb aus Thüringen zu. Außerdem interessant scheinen mir bis jetzt noch Webtropia aus Düsseldorf und Contabo aus Bayern.
Eine weitere Möglichkeit wäre es das Tor-Netzwerk oder einen Betreiber von Exit-Nodes finanziell zu unterstützen. Was haltet ihr für die beste Lösung?

Autor: Alexander Kallenbach

Mein Name ist Alexander Kallenbach. Ich schreibe hier auf Scroom über alles mögliche – vor allem aber über IT. Hierbei interessieren mich besonders freie und/oder quelloffene Software sowie deren Entwicklung und Einsatz. Außerdem interessieren mich Auswirkungen von IT auf unser Leben. Hierbei ist die Nutzung von Daten und somit auch Datenschutz ein Themenbereich.

3 Kommentare

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  2. Bei Netcup ist das betreiben eines Tor Exit Nodes kein Problem.Das die das alle in ihre AGBs reinschreiben ist völlig normal – richtig einstellen und nach 6-10 Abuse Meldungen und ab und zu Abschaltungen wenn du auf Abuse nicht reagierst ist normal. Nach ein bis zwei Monaten läuft alles ohne Problemen. Wenn man aber Angst hat wie dieser Kollege hier der die AGBs durchforstet etc. sollte vielleicht generell die Finger vom „unheimlichen“ Proxydienst Tor lassen 🙂 Nichts für ungut aber wo ich Recht habe da habe ich Recht 🙂

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