Die heutige (IT-)Welt ist schnelllebig. Alle paar Monate bringen die Hersteller neue Geräte heraus. Meist nur mit marginal besseren Hardwareeigenschaften als das Vorgängergerät. Damit wir Konsumenten dennoch immer wieder neue Geräte kaufen, werden neben viel Werbung Maßnahmen ergriffen, die man unter dem Begriff geplante Obsoleszenz zusammenfassen kann, d.h. eine Maßnahme die die Lebenszeit des Geräts künstlich heruntersetzt. Hierzu würde ich einerseits z.B. fest verbaute Akkus zählen, deren Lebensdauer meist nur zwei Jahre beträgt oder ähnliches. Noch viel einfacher ist es für die Hersteller allerdings über die Software die Geräte entweder komplett unbrauchbar zu machen oder dies dadurch zu erreichen, dass man sie nicht mehr mit Updates versorgt, da z.B. die benötigte Software nicht mehr auf den Geräten läuft oder sie einfach aufgrund fehlender Sicherheitsupates nicht mehr sicher sind.
Dieses Problem gibt es auch bei Anbietern von Android-Geräten. Denn zwar ist Android freie Software, d.h. der Quellcode ist einsehbar bzw. verfügbar. Er wird allerdings durch die Gerätehersteller meist mit nicht freien Komponenten ergänzt, so dass man doch wieder abhängig von deren Herausgabe von Updates ist. Doch erfreulicherweise gibt es mittlerweile mehrere freie Android-Derivate, wie z.B. CyanogenMod (Update 31.12.2016: CyanogenMod heißt mittlerweile Lineage OS), die zum Großteil durch Reverse-Engineering die Geräte mit freier Software zum Laufen bringen. Der Erfolg dieser Arbeit zeigt sich auch immer wieder daran, dass nicht nur neue Geräte unterstützt werden, sondern auch solche, die seit Jahren nicht mehr vom Hersteller unterstützt werden. Dies war auch die Tage wieder der Fall, als auf Android Police vermeldet wurde, dass das Samsung Galaxy S2, welches vor meinem jetztigem Handset, dem Oneplus One, das Gerät meiner Wahl war, durch CyanogenMod die aktuellste Android Version Marshmallow auf dem Gerät läuft.
Samsung hatte das S2 nur mit Android 4.1.1 versorgt. Jetzt fünf Jahre nach dem Erscheinen des Gerätes wird gezeigt, dass das Gerät nicht nur zwei Jahre mit Updates und neuen Versionen versorgt werden konnte, sondern heute noch ein aktuelles Android auf dem Gerät läuft.
Dieses Mehr an Nachhaltigkeit könnte gerade an Schulen gewinnbringend eingesetzt werden. Schulen können nämlich nicht, wie Unternehmen, alle paar Jahre ihre IT-Infrastruktur auswechseln und neue Geräte von der Steuer absetzen. Sie sind, wenn sie schon einmal eine IT-Ausstattung bekommen, darauf angewiesen, dass die Geräte zuverlässig möglichst lange laufen. Jetzt hat sich gerade an Desktop-Rechnern die letzten Jahre sehr wenig geändert. Dennoch müssen Rechner immer wieder ausgewechselt werden, da sie nicht mehr ordentlich laufen oder eben auch nicht mehr mit Updates versorgt werden. Ganz einfach könnten die Rechner mit freien Betriebssystemen, wie z.B. Ubuntu, bespielt werden und so ihr Leben über mehrere Jahre verlängert werden. Die Umstellung hätte noch weitere Vorteile. Schülerinnen und Schüler könnten den Quellcode studieren und auch die Wartung der Systeme könnte bei Einsatz eines Dienstes wie Landscape extrem vereinfacht werden. Doch leider scheint der Trend in die andere Richtung zu gehen. So werden an immer mehr Schulen Geräte von z.B. Apple geordert, bei denen nicht nur die Software unfrei ist, sondern deren Hardware meist auch so aufgebaut bzw. verklebt ist, dass keine Reparaturen vorgenommen werden können. Hier leidet durch den Verlust der Nachhaltigkeit auch der Schuletat bzw der Etat des Schulträgers. Man kann nur hoffen, dass sich sie Situation dadurch bessert, dass immer mehr Geräte im Premiumsegment verfügbar sind, die von Haus aus mit freier Software kommen, wie z.B. das gerade vorgestellte Tuxedo Infinitybook, was auf Golem als das „Linux-Macbook“ beschrieben wurde.